FEEDBACK
Madeleine
Anatomie einer Tragödie
BAND III - Morris - 1789

ISBN 978-3-9502498-3-5

 Rückmeldung / Kommentar
tiret[at]1668.cc / BLOG

 

                                                    

 

 

 

Es fließt Blut in
diesem Buch, oh ja!


blog flattersatz
zur Rezension

Das Büchlein selbst in der von Breuer mittlerweile gewohnt (und erwartet …) liebevollen Art gestaltet: ein sehr schönes, stimmungsvolles Einbandbild, eine gelungene Typografie verbunden mit der entsprechenden Bemühung, die Schrift auch unter die Leute zu bringen. […] Der Roman liest durch die vielen aktionsreichen (und blutigen) Szenen sich flott und schnell (“Sex and Crime”), ob man jetzt aber tatsächlich Parallelen zu Tarantino und de Sade ziehen mag, ist eine andere Sache … so ist Madeleine jedenfalls kurzweilige Unterhaltung im Rahmen eines größeren historischen Romanprojekts.
 

   

 

 

 

 

 

erinnert an
Quentin Tarantino

 

 

spannend,
pfiffig und witzig
wie die
Vorgängerromane!


Friederike Bülig
Literaturwisschenschaftler
Mainz

Madeleine ist die wesentlich brutalere Fortsetzung von Tiret und Brouillé, der historischen Romanreihe von Richard K. Breuer. Doch auch Madeleine  zeichnet sich durch eine reichhaltige Handlung aus, die genauso spannend, pfiffig und witzig ist wie die der Vorgängerromane

In Madeleine begibt sich die schwangere Ludomila Opalinska zusammen mit dem Arzt Steinitz, Major Haddengast und ihrer Schwester Madeleine nach Penly, um dort den Vater ihres Kindes, den polnischen Gelehrten Mickiewicz, zu heiraten. Die lange Kutschfahrt von Österreich zur Nordküste Frankreichs wird zum turbulenten Sittengemälde der damaligen Zeit kurz vor der Französischen Revolution. Richard K. Breuer fasst die Mentalität dieser Zeit durch verschiedene Facetten ein. Inhaltlich zeigt er den bedeutenden Dualismus zwischen der verarmten Landbevölkerung und dem reichen Adel besonders durch Gesten und Körperhaltungen auf. So muss ein Adeliger nur mit dem kleinen Finger winken, um etwas zu bekommen, während der Untertan mit gesenktem Kopf stehen bleiben muss, bis der Herr an ihm vorbei geritten ist. Auch sprachlich greift Breuer die Ständeunterschiede auf und gibt der ländlichen Bevölkerung einem derben Akzent.

Eine weitere formale wie inhaltliche Besonderheit Breuers ist die Einarbeitung authentischen Materials aus Briefen des Gouverneur Morris, der 1789 aus den Vereinigten Staaten nach Frankreich reist und damit ein Augenzeuge der schlimmen Verhältnisse ist. In diese Brutalität der Geschehnisse der Französischen Revolution, die den Rahmen der vier Bände bildet, wird eine weitere existenzialistische Brutalität eingebettet, die körperliche.

Es ist die körperliche Gewalt die dieses Buch auszeichnet und die auch auf den Leser abschreckend wirken kann, da diese auf den ersten Blick als sinnlos und spontan beschrieben wird. Diese Gewalt gibt aber nicht nur eine Ahnung des damaligen Lebenskampfes wieder, sondern rückt die Vergänglichkeit und Hässlichkeit des Körperlichen in die Aufmerksamkeit. Gerade dann wenn der halbverdaute Bohneneintopf am Bein herunterläuft oder Lakaien zwei verarmten Jungen die Hände brechen, weil diese ein Stück Brot stehlen wollten. Die Brutalität in Madeleine reicht von starken Bildern des Tötens, Aufschlitzens, Erdrosselns und Erstechens über psychologische Formen des Auflauerns, Beobachtens und Misstrauens bis hin zu handfesten Intrigen. Doch wird diese Brutalität erzählerisch gebrochen bzw. aufgelockert. Die gewalttätigen Szenen sind mit Witz und einigen Zwischentönen verstärkt, die den Leser schmunzeln lassen können. So folgen einige Szenen dem Slapstick, schlechten Westernfilmen und auch einige Kampfszenen wirken wie witzige Reminiszenzen an Zombiefilmen, in denen die Totgeglaubten immer wieder aufstehen. Generell erinnert die Ausführung von Themen und Szenen an Filme wie die von Quentin Tarantino oder an den Film Natural Born Killers (Oliver Stone, 1994 - imdb)sowie durch der Einführung des italienischen Killerpaars Lorenzo und Stella an Bonnie and Clyde (Arthur Penn, 1967 - imdb). Mit dieser Art filmischer Schreibweise wirkt Madeleine lebendig und modern.

Ein weiterer Bruch der starken körperlichen Brutalität erfolgt durch die naiven Reflexionen der Figuren über die Liebe, was den ironischen Unterton des Buches ausmacht. Galkin, Sohn des Kosaken Dassajew, verfällt in Liebe zu der hübschen Madeleine und um diese zu erobern, fingiert er einen Überfall auf ihre Kutsche. Doch dieser Überfall artet in ein Gemetzel aus, das Galkin nicht steuern kann. Paradoxerweise ist für Galkin die Gewalt Beweis und Mittel seiner Liebe. Ein positiver Gedanken in negativer Ausführung, da sich letztendlich diese Gewalt gegen ihn selbst wendet: Während des Kutschüberfalls, der der Höhepunkt des Romans ist, gibt sich Galkin in körperlicher Befriedigung seiner Liebes-Tagträumerei hin ohne zu merken, dass sich die Umwelt gegen ihn wendet und ihn mit dem Tod bedroht.

»Langsam kehrt Galkin wieder in das Hier und Jetzt zurück. Man hört das zufriedene Seufzen Galkins und das Einrasten  eines Pistolenhahnes. Galkin dreht sich zu Madeleine, die ihren Oberkörper aufgerichtet hat und mit seiner Pistole auf ihn anhält. Mit beiden Händen umfasst sie den Kolben. Der rechte und der linke Zeigefinger liegen am Abzug. Galkin versteht nicht. Schüttelt verständnislos den Kopf. Haben sie sich nicht gerade geliebt?« (S. 256)

Was an diesem Zitat auch deutlich wird, ist, dass die Figuren aneinander vorbei reden und somit Madeleine das positiv gemeinte Engagement Galkins brutal beendet. Breuer schafft es, diese Brüche ohne viel Psychologie und ohne viel Worte allein durch die reichhaltige Figurenkonstellation und Handlung zu konstruieren, in der jede Figur ihr Ziel verfolgt und sich dennoch mit den Absichten anderer Personen verflechtet. Doch Madeleine bietet noch mehr an Reflexionen. Auf der Reise nach Penly entspinnt sich zwischen den Schwestern ein Konflikt um Schönheit, Liebe und Identität. Der  Schwesternkonflikt zwischen Madeleine und Ludomila zeigt sich schon in ihren Äußeren: Beide Schwestern werden wie Tag und Nacht konzipiert, die eine besonders hübsch, willensstark und emotional aufbrausend, die andere hässlich, bedacht, einsam und Trost suchend in Büchern. Auch verkörpern die Schwestern zwei unterschiedliche Liebeskonzepte. Während Ludomila meint, dass man die Liebe erlernen kann, da diese nicht aus einen einzigen und ersten Blick entspringt, hält Madeleine am Gegenteil fest und erntet damit Kritik:

»Madeleine verschwendet keinen Gedanken daran, dass sie gestern noch diesen nüchternen Gelehrten vergessen wollte und sich heute wieder nach ihm sehnt. Und morgen? Darauf gibt es keine Antwort. Madeleine fühlt. Hier. Jetzt. Alles andere hat keinerlei Bedeutung.« (S. 232)

Diese Kritik, die vom Erzähler stammt, stellt die namensgebende Protagonistin des Romans in ein zwiespältiges Licht. Doch wird ihr Verhalten in diesem Handlungsgeflecht nicht bewertet, außer vielleicht an einer Stelle des Romans, die hier aus Spannungsgründen nicht verraten werden soll.

Wie die Schwestern sind auch die anderen zentralen Figuren Typen, die zum Teil gegensätzliche Prinzipien verkörpern. So auch Doktor Steinitz, der das Prinzip des Lebens, Heilens und des Pazifismus vertritt und Major Haddengast, der als Beschützer und Kämpfer der Ehre auftritt.

Der Autor zeichnet seine Figuren gut, sie sind trotz ihrer Typenhaftigkeit nicht oberflächlich. Jeder Figur hat ihr Recht und ihren Platz im Sinne von »Beide haben recht. Beide haben unrecht.« (S. 233), bis dann doch der Stärke siegt.

Richard K. Breuer schafft mit Madeleine einen spannungsreichen und bildlichen Text, der durch ein schnelles Erzählen lebt. Das verdeutlichen die kurzen Dialogsätze, die filmische Schreibweise und auch die Zeitsprünge, die eine Art Gleichzeitigkeit vermitteln sollen. Breuer schreibt nicht pathetisch und wenn doch an einigen Stellen ein Pathos auftritt, ist es nicht selten der Figurenpersönlichkeit geschuldet und schafft den ironischen Unterton. Dieser Unterton und der eher deskriptiv statt psychologisch erzählende Erzähler regt den Leser zum mit- und nachdenken an. Denn das interpretierende Fazit muss sich jeder Leser selbst ersuchen.
 

   

 

Tarantino
goes 1789!

 

Sehr, sehr gut umgesetzt!


Madame Anonym
hat sich die Mühe gemacht, Madeleine in der Version 12052010 zu lesen und zu kommentieren. Hier sind ihre gesammelten Eindrücke zu jedem der Kapitel.

Teil 1 - Kapitel 45 bis 58
Teil 2 - Kapitel 59 bis 67

»Tarantino und De Sade verbringen gemeinsam einen kreativen, aber sturzbetrunkenen Nachmittag, und Anouilh schreibt die Ergebnisse mit? So ungefähr liest sich das Kapitel 66 für mich.«

»Und Madeleine, als einzige Lichtgestalt unter den Schurken und Antihelden … mittlerweile würde ich größere Summen wetten, dass sie das Ende dieses Romans nicht lebend sieht.«

»Im Vergleich zu den frivolen Abenteuern von Mickiewicz, Marquis & Co [in den anderen Bänden] hat das Ende von Madeleine noch eine verstärkte Wirkung. Sehr, sehr gut umgesetzt.«
 

   

 

sehr spannend und sprachlich sehr ansprechend


Besprechung von Andrea H. im XING-Forum 
"Bücher, Bücher, Bücher"

Soeben beendet: „Madeleine – Anatomie einer Tragödie am Vorabend der Französischen Revolution“ von Richard K. Breuer. Der noch nicht veröffentlichte, dritte Band ist um einiges brutaler und blutiger als seine Vorgänger „Tiret“ und „Brouillé“ (wurden auf XING bereits diskutiert) und handelt von zwei polnischen Aristokratenschwestern, welche eskortiert von einem Arzt und einem Major nach Nordfrankreich gelangen sollen. Ein brutaler Söldnertrupp und ein venezianischer Meuchelmörder sind ihnen auf den Fersen Sehr spannend und sprachlich sehr ansprechend würde es „Madeleine“ sehr verdienen, ein „offizielles“ Buch zu werden. In diesem Zusammenhang läuft die Campagne des „Club der 99′. Breuer sucht 99 Förderer, die ihn bei diesem Buchprojekt unterstützen.

Kurz und gut hat mir Madeleine wieder sehr gut gefallen, obwohl - oder vielleicht sogar weil - dieser Band von der Stimmung her sehr anders ist als seine Vorgänger.
 

   

 

 

ich muss es jedem
sehr empfehlen,
Madeleine

zu lesen!


Besprechung von G. Peters im XING-Forum "Bücher, Bücher, Bücher"

Obwohl ich Bücher in einem historischen Kontext oder historische Romane sehr kritisch lese, wegen meines großen Interesses an Geschichte und sie mir daher leider nicht immer gefallen … ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass ich da leider ein Skeptiker bin. Ich war zum Beispiel sehr enttäuscht von Kostovas Historian , eher Belletrie, aber historisch würde ich es nicht nennen, da es auf historischem Gebiet sehr schwach war (Tanja Kinkels Puppenspieler ist viel besser!); Frank Schätzings Tod und Teufel war am Anfang sehr interessant, und als es den erwarteten Höhepunkt erreichte, konnte es mich nicht fesseln, und beim letzten Drittel habe ich mir schwer getan.

So war es nicht mit der Buchreihe von Richard K. Breuer, die während der Französischen Revolution spielt. Im Gegenteil! Die Wortwahl ist sehr zu loben. Die Sprache klingt angenehm im Ohr, ohne jemals zu stören! Wienerisch singend, würde ich sagen. Die Charaktere sind ausgesprochen gut gezeichnet und erinnern an eine Vielzahl von handelnden Personen aus der Literatur (z.B. vom naiv freundlichen, sehr philosophischen Protagonisten, der mich teilweise in seinem Benehmen an Kenneth Grahames Maulwurf erinnert, bis zu jenem Moment, der einem denken lässt, jetzt müsste gleich der freche Freiherr von der Trenck eintreten). Also ein gutes Omen! Das erste Buch ist in einer Form geschrieben, dass man die Umgebung und Figuren gut und leicht visualisieren kann. So könnten die Figuren auch leicht auf der Leinwand von Schauspielern wie Depardieu und Mathias Habich gespielt werden! Der Wiener Autor hat das Zeug dazu, ohne zu übertreiben oder zu lyrisch zu werden. Nun, wie man dem Schwejkschen Muliar leicht einen Hund abkaufen würde, so tat ich es auch und besorgte mir den zweiten Teil der Reihe. Auch von Brouillé wurde ich nicht enttäuscht, sondern erhielt ein schönes Buch, das Spaß, Intelligenz und Abenteuer vereint. Chapeau!

Tss, Tsss, das verlangte nach mehr und siehe da, der dritte Teil Madeleine erschien in einer Vorab-Test-Version (der Autor sucht 99 Förderer, die diese Buch unterstützen; erst dann wird es als Taschenbuch gedruckt; also baldigst den Künstler und die Kunst unterstützen!). Da ich nicht auf die offizielle Version warten wollte, das dauert mir zu lange, habe ich mich als Förderer angemeldet und dafür eine Softcopy Version (PDF) des dritten Bandes bekommen.

Ich war so begeistert von der Geschichte, dass ich unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht, obwohl man die vorigen 2 Bücher nicht gelesen haben muss, um es zu verstehen. Sie sind auch ausgezeichnet getrennt voneinander zu lesen! Aber die Qual der Wahl war eigentlich der Zeitpunkt! Denn es gab nicht nur Konzerte und Musikfestivals, sondern auch die Fußball WM. Aber zum Glück waren die Fuppes Spiele langweilig und so wurde mir die Entscheidung leicht gemacht und ich begann Madeleine zu lesen. Und siehe da! Parbleu! Vraiment pas de tout un petit miseralbe, quelle surprise! Wieder wurde ich nicht enttäuscht. Und obwohl ich eine Antipathie habe, am Bildschirm zu lesen – es gibt nichts besseres wie ein echtes Buch in der Hand – fing ich langsam an und überwand meine Antipathie. Es kam wieder ein wunderschönes literarisches Kind auf die Welt und aus der Feder von Richard K Breuer. Nicht nur die Wortwahl, Form, Geschichten und Charaktere sind hervorragend, auch historisch stimmt es. Wenngleich es keine historischen Erklärungen im Text gibt (wie es manchmal der Fall ist und so ein Buch teilweise zerstören kann), so kann jeder, der über einfache Geschichtskenntnisse verfügt, Madeleine genießen! So hübsch wie der Name ist das Buch!

Ich würde jedem empfehlen, nein, ich muss es jedem sehr empfehlen, Madeleine zu lesen! „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ sprach einst ein kluger Mann, also, worauf wartet ihr? Nichts wie los!
Und viel Spaß damit! Denn Spaß und Vergnügen werdet ihr sicherlich an diesem Buch haben.

Die Liebesnacht des Dichters Tiret und Brouillé: Mosaik eines Kriminalfalles am Vorabend der Französischen Revolution sind die ausgezeichneten Vorgänger und natürlich ebenfalls sehr zu empfehlen!

alors… depechez Vous !
allez, vite!..!!!!
 

   
   
 

 


 
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