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Donnerstag, 3. November 2005 - 23h04
© Richard K. Breuer

 

Jetzt hätte ich beinahe eine gute Freundin zu mir nach Hause eingeladen. Aber Sie glauben gar nicht, wie lange ich gezögert habe, bis ich mich durchringen konnte, es nicht zu tun und statt dessen meine WebSite auf Vordermann zu bringen. Das ist allemal anständiger, als sich zu zweit voll laufen zu lassen, in der Hoffnung, das etwas läuft, aber zu meist laufen Sie vor Mitternacht sowieso nach Hause. Nur ich und die Kopfschmerzen bleiben.


Und das ist es eindeutig nicht wert.


Ein halbes Jährchen ist es jetzt her, die letzten "Gedanken", was aber nicht heißen soll, dass ich mir nicht welche gemacht hätte. Genug Gedanken habe ich mir gemacht und wurde dafür auch noch fürstlich bezahlt. Das ist eben der Unterschied zwischen unsozialer Marktwirtschaft und konstruktiver Künstlerschaft! So genial können meine kreativen Ergüsse auf der WebSite gar nicht sein, dass ich davon leben könnte. Es sei denn, Sie wären so freundlich und würden mir einen kleinen Beitrag überweisen. Aber dann wären Sie schön dumm, denn wissen Sie, was ich damit machen würde? Ich würde eine gute Freundin zu mir nach Hause einladen und mit dem Geld hochprozentigen Fusel kaufen, in der Hoffnung ... aber das hatten wir schon, nicht?

Merken Sie's? Mein Geschreibsel kommt nicht und nicht in Fahrt. Das ärgert mich. Andererseits, was darf ich denn schon großartiges Erwarten? Dass die Einfälle wie Mana vom Himmel regnen? Uups? Glücklicherweise bin ich so schlau, auf Wikipedia nachzublättern, was es denn mit Mana (sic!) auf sich hat und siehe da, da fehlt doch glatt ein ´"n" - es schreibt sich richtigerweise "Manna". Nun stelle man sich vor, jemand ist halb am Verhungern, spricht sein Stoßgebet und bitte um Mana und der liebe Gott hat ein Erbarmen und erfüllt die Bitte. Plötzlich fällt ein japanischer Musiker vom Himmel, weil sich der Mana nennt (steht alles auf der WikipediaSite). Das wäre schon ziemlich verhext. Was fängt man jetzt mit dem japanischen Musiker an? Zum Anbeißen wird der ja wohl nicht sein.

Also gut, dann sollen eben die Einfälle und Inspirationen wie Manna vom Himmel regnen. Naja, das wäre auch blöd, denn über mir (2,46 m) ist eine Stahlbetondecke und das Manna wird die wohl nicht durchschlagen. Und falls doch, dann handelt es sich wohl eher um panzerbrechende Himmels- geschoße, denn um magenfüllende Himmelsbrote und das kann ja unmöglich im Sinne des (göttlichen?) Erfinders sein. Sie sehen schon, so kommen wir nicht weiter. Das Problem ist nämlich, dass ich gar nicht weiß, was ich denn überhaupt schreiben soll. Irgendwie verstehe ich es ja selbst nicht. Da bin ich gut und gerne über sechs (in Zahlen: 6+) Monate weg vom Fenster und Schreibtisch und die einzige Ausbeute, die ich davon habe, ist die, dass ich über Man(n)a fabuliere. Soweit ist es also mit mir gekommen. Bedauerlich. Aber da hilft kein Jammern und Klagen, nein, da hilft nur eines: ein Themenwechsel.

Habe ich Ihnen schon das Buch Rotkäppchen 2069 ans Herz gelegt? Zugegeben, wie komme ich dazu, Ihnen etwas ans Herz zu legen, aber andererseits, wer macht es sonst? Nach dem mir meine Lektorin N.erlaubt hat, sie im Buch zu nennen, werte ich das als gutes Zeichen. So schlimm scheint es also nicht zu werden. Freilich, sie druckste ein wenig herum (nein, nein, richtigerweise sagte sie‘s mir ins Gesicht, aber „herumdrucksen“ gefällt mir vom Klang einfach besser), wollte mir durch die Blume sagen (richtigerweise ...), dass das Buch konservative Leser vor den Kopf stoßen könnte. Ich sehe es schon vor mir, wie man mir das Buch auf den Schädel drischt, weil es meine 15jährige Nichte in der Schule großzügig verteilt und die Eltern geschockt sind, was denn so in der Schule gelesen wird. Aber da hat sich jetzt ein Fehler eingeschlichen. Welche Eltern interessieren sich heutzutage ernsthaft für den Lesestoff ihrer Kinder? [„Ach, ihr liest morgen das 'Opus Pistorum'? Klingt ziemlich öd. Hat euer Religionslehrer nicht was Fetzigeres auf Lager?“]

Lektorin N. hat also die eine oder andere Anmerkung gemacht, die zwar von mir bewusst aufgenommen aber geflissentlich ignoriert wurde. Erst Monate später, als es schon die Spatzen vom Dach pfiffen („Der Monolog ist viel zu lang! Kürzen müsst er‘s halt, der Schlaumeier!“), kommen mir die Anmerkungen in den Sinn und geben mir den nötigen Tritt in den Allerwertesten („Mach schon, raus mit dem Müll!“). Also beginne ich langsam ein Wort, ein Satz, eine Zeile herauszustreichen, bis es Absatz um Absatz wird. Schwuppdiwupp! Man möchte nicht meinen, wie gut so eine schriftstellerische Entschlackung tut. Kann ich nur jedem empfehlen. Und wenn ich schon beim Empfehlen bin, dann muss ich natürlich dem geneigten Leser das folgende Büchlein an die Leber drücken (ich hasse Wortwiederholungen, deshalb gibt‘s kein Herz!): Die Kunst des stilvollen Verarmens von einem gewissen Alexander von Schönburg. Im Prinzip hätte ich dieses Buch auch schreiben können, aber erstens wurde ich vor Jahren von meiner Firma nicht gefeuert (nein, das habe ich selbst gemacht) und zweitens lebe ich in Össi-Land, also nix mit von und zu und auf und nieder. Aber sonst schwimmt der Autor auf meiner Wellenlänge (oder ist‘s umgekehrt?) - und natürlich sind‘s Binsenweis- heiten, die da breit getreten werden, aber aus meiner eigenen Bohème- Erfahrung kann ich nur sagen, dass sie durchaus zutreffend sind. Also bitte reinblättern! *)

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*) Sie können natürlich gleich mal die Quintessenz des Buches („Verzichte auf alles Unnötige!“) in die Tat umsetzen und es nicht kaufen, aber das wäre dann wohl ziemlich zynisch ... oder oberschlau.