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Mittwoch, 10. Jänner 2007 - 18h47
© Richard K. Breuer
Neues Jahr, neues Glück. Sagt er sich, der Dichter. Und spricht bereits in (s)einem Blog-Dialekt. Ja, seit Oktober des Vorjahres frequentiert der Schreiber dieser Zeilen blog.de und füttert sein ihm liebgewordenes Blog mit allerlei Zeilen. Hin und wieder, manchmal öfter, manch- mal seltener, wird das Geschriebene kommentiert. Worauf ein Kommentar zum Kommentar abgegeben wird. Schlussendlich kann Kommunikation entstehen. Und wer Glück hat, der trifft sogar Menschen. Ehrliche. Authentische. Aber die virtuelle Illusionsmaschine (vulgo Internet) vernebelt den Blick. Zeit, die Nebelschlussleuchte einzuschalten. |
Die Geschichte beginnt wohl mit Papier und Tinte. Wenige mögen es gewesen sein, damals, die meinten, etwas für die Ewigkeit zu erschaffen und erschufen Geschichten. Sie lassen Ihrer Phantasie freien Lauf und am Ende, wenn unzählige Seiten voll geschrieben sind, bringen sie es unter das lesende Volk, die sich daran erfreuen oder es schmähen. Mit dem Buch- druck können Bücher gedruckt werden. Oftmals. Aber noch immer muss der Dichter, der Erfinder zu Feder und Tinte greifen. Mühseliges Unterfangen, die Seiten durchzugehen, durchzusehen. Unzusammen- hängendes verbinden, Zusammenhängendes auflösen. Ein zeitraubendes Unterfangen. Wen wundert es da, dass die Autorenschaft ein kleines, illustres Völkchen sind? Sie kennen sich. Haben voneinander gehört. Wissen um den einen oder anderen. Manch einer fällt tief, weil die Illusionsgabe ihn selber verzaubert, er den Abgrund gar nicht erst wahr nimmt. Oder, auch das gibt es, wird bewusst dem Abgrund zugesteuert. Weil es die Freiheit, die Gleichheit, die Vision erfordert. Später. Die Schreibmaschine erblickt das Licht der Welt. Von nun an geht es einfacher, ordentlicher. Das Geschriebene kann von jedem gelesen werden. Ein Standard betritt die Bühne des Schreibens. Wer das mechanische Gerät zu bedienen weiß, (er)schafft viele Seiten pro Tag. Da sind es schon einige mehr, die in die Tasten schlagen. Weil man meinen könnte, dass schon die Anschaffung einer Schreibmaschine reicht, um als Schriftsteller wahrgenommen zu werden. Und so tippen und tapsen sie sich voran. Seite für Seite Später. Die Textverarbeitung hält Einzug. Anfänglich noch schwerfällig, wird sie mit den Jahren leichtfüßiger. Und mit Einzug des leistbaren personalen Computers, der eigenen kleinen Druckerei und einem Pro- gramm, dass Texte erfassbar und editierbar macht, ist jeder Anwender auch ein potenzieller Schriftsteller (und Verleger). Wenn er möchte, wenn sie möchte, können hunderte von Seiten geschrieben, korrigiert und schlussendlich gedruckt werden. Das Schreiben ist keine große Sache mehr. Nicht lange, und das internationale Netz verbindet diese Computer. Und nun ist es möglich, das – oftmals in der Lade verstaubende – Geschriebene, formatiert und verpackt, anderen zugänglich zu machen. Mit einmal wird das zuvor geheim gehaltene Tagebuch, ob intim oder oberflächlich, ob banal oder tiefgründig, dem öffentlichen Raum zugeführt. Doch die mögliche Anonymität, die im Netz vorherrscht, lässt den Leser ratlos zurück. Weil Wahres, Authentisches nun nicht mehr auf einen Blick erkennbar ist. Die Illusionsmaschine streut uns Sand in die Augen. Und selber tun wir es auch. Oft. Ja, mit den Weblogs, dem Bloggen, erfahren die schreibenden Menschen, wie es ist, gelesen und zitiert, geschlagen und kritisiert zu werden. Da sitzen sie nun, schreiben und schreiben und schreiben. Egal zu welchem Thema, egal an welchem Tag. Aber immer mit dem Augenmerk, seine Leserschaft zu erweitern und besondere Menschen kennen zu lernen. Und wer nicht aufpasst, wird den journalistischen Druck im Nacken spüren, wird beginnen, matte Erlebnisse aufzupolieren, gesagte Banalitäten gegen findige Bemerkungen auszutauschen und vielleicht aus der leidenschaftslosen Begegnung eine heiße, hitzige, gar wolllüstige zu machen. Und so wird die Grenze zwischen der Realität, dem tatsächlich Erlebten und der ausgeschmückten Schilderung (aus dem Kopf, aus dem Bauch) immer weiter verschoben, bis am Ende nur noch die erlebte Fiktion bleibt. Vielleicht ist alles doch nur Traum?
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