© ERIKA FERENCZY |
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Buchwerkstatt 2004/2005 | Auszug aus dem Buch "Neun mal Kluges" |
8 autoren | 1 buch
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Ich war wütend. Ich war so wütend, dass ich vom Donau- zentrum bis zum Rauchstallberg geschlagene einundzwanzig Minuten brauchte. Wenn sich mir etwas in den Weg gestellt hätte, dann hätte ich es einfach überrollt. Alles ging den Bach runter, Beruf und Liebe. Mit der Sicherheit war es plötzlich aus und vorbei. Rund sechshunderttausend Euro waren bei der letzten Bilanzabrechnung meines Betriebs verschwunden und ich war dafür verantwortlich. Mein Chef brüllte, wenn das Geld nicht innerhalb achtundvierzig Stunden auftauchte, wäre ich auf der Stelle gefeuert. Seitdem sind fünfundvierzig Stunden ver- gangen und ich sehe meiner Kündigung entgegen. Ich heulte mich bei meinem Freund aus. Er lächelte wie immer seelenruhig und verständnisvoll. „Du bist eine tolle Frau.“ Ich versuchte meinen platonischen Freund Tom zu erreichen, es meldete sich nur die Mobilbox. Seine Sekretärin im Büro war arrogant wie immer. „Herr Magister Diplom Ingenieur Starhemberg befindet sich in einer Besprechung. Er ruft Sie umgehend zurück.“ Stattdessen meldete sich meine Mutter. Ich hatte abgehoben, ohne auf das Display zu schauen. Ich dachte, es wäre Tom. „Tom, Gott sei dank.“ |
Der Beitrag
entführt die Leser in eine Erika Ferenczy, geboren 1970 in Braunau am Inn. Absolvierung der Pädagogischen Akademie in Salzburg. Lebt seit 1996 in Wien und unterrichtet hörbehinderte Schüler. Ihr Interesse gilt dem Mittelalter. Sie verfasst spannende Kindergeschichten und arbeitet an ihrem ersten Roman.
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