© ERIKA FERENCZY

 

Buchwerkstatt 2004/2005 | Auszug aus dem Buch "Neun mal Kluges"

 

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Das Abenteuer von Rauheneck

Ich war wütend. Ich war so wütend, dass ich vom Donau- zentrum bis zum Rauchstallberg geschlagene einundzwanzig Minuten brauchte. Wenn sich mir etwas in den Weg gestellt hätte, dann hätte ich es einfach überrollt.

Alles ging den Bach runter, Beruf und Liebe. Mit der Sicherheit war es plötzlich aus und vorbei.

Rund sechshunderttausend Euro waren bei der letzten Bilanzabrechnung meines Betriebs verschwunden und ich war dafür verantwortlich. Mein Chef brüllte, wenn das Geld nicht innerhalb achtundvierzig Stunden auftauchte, wäre ich auf der Stelle gefeuert. Seitdem sind fünfundvierzig Stunden ver- gangen und ich sehe meiner Kündigung entgegen.

Ich heulte mich bei meinem Freund aus. Er lächelte wie immer seelenruhig und verständnisvoll. 

„Du bist eine tolle Frau.“
„Danke, ich weiß.“
„Aber ich weiß nicht, was ich will.“
„Was heißt das?“
„Es liegt nicht an dir.“
„Was soll das heißen?“
„Ich verlasse dich.“

Ich versuchte meinen platonischen Freund Tom zu erreichen, es meldete sich nur die Mobilbox. Seine Sekretärin im Büro war arrogant wie immer.

„Herr Magister Diplom Ingenieur Starhemberg befindet sich in einer Besprechung. Er ruft Sie umgehend zurück.“

Stattdessen meldete sich meine Mutter. Ich hatte abgehoben, ohne auf das Display zu schauen. Ich dachte, es wäre Tom.

„Tom, Gott sei dank.“
„Ich bin´s, deine Mutter.“
[...]

Der Beitrag entführt die Leser in eine
fantastische Zeitreise. Cynthia Berger
ist die heutige Besitzerin der Burgruine
Rauheneck in Baden bei Wien. Durch
ein mystisches Erlebnis landet sie im
Mittelalter des Jahres 1193 und begegnet
prompt einem interessanten Ritter.

Erika Ferenczy, geboren 1970 in Braunau am Inn. Absolvierung der Pädagogischen Akademie in Salzburg. Lebt seit 1996 in Wien und unterrichtet hörbehinderte Schüler. Ihr Interesse gilt dem Mittelalter. Sie verfasst spannende Kindergeschichten und arbeitet an ihrem ersten Roman.

 

aus dem Vorwort - von Prof. Leo Mazakarini:
Das Abenteuer von Rauheneck“ von Erika Ferenczy ist eine in sich sehr gewandt ver-
strickte und beeindruckend gebaute Geschichte einer jungen Dame, die sich ins Mittelalter ver-
liebt hat, oder in Leopold den Fünften, oder gar
in Walter von der Vogelweide? Eine Geschichte voller Metaphern und Engrammen, Reales und Irrationales verbindend, da sehr erzählerisch im Duktus, dort wieder wissenschaftlich wirkende Recherche, hier epische Sequenzen, dann Schlag auf Schlag ein dynamsicher Dialog; Rauheneck
und ein tausendjähriger Baum, Symbole, Wirklich- keiten? Beides ...