© ALEXANDRA GIERLINGER

 

Buchwerkstatt 2004/2005 | Auszug aus dem Buch "Neun mal Kluges"

 

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Warum in Linz niemand aussteigt

Linz. Stadt an der Donau, Stahlstadt, Kulturstadt, Provinz­ stadt, oberösterreichische Landeshauptstadt. Linz hat viele Identitäten. Bis heute existiert über Linz in den Köpfen der Nicht-Linzer jedoch vor allem ein Bild, nämlich jenes von der schmutzigen Industriestadt. Dies liegt wahrscheinlich in erster Linie daran, dass den Österreichern dieses Szenario von Kindesbeinen an beigebracht wird. Zwangsläufig muss man sich z.B. fragen, ob es in Linz nur die voestalpine gibt, wenn man die Fotos von der oberösterreichischen Landeshaupt- stadt in diversen österreichischen Schulbüchern betrachtet. Alles, was auf ihnen zu sehen ist, sind Schornsteine und Fabriks­gelände. Sicher, die voestalpine und andere Industriebetriebe mögen optisch nicht besonders schön sein, allerdings haben sie durchaus ihre Wichtigkeit. Und außerdem stören sie nicht. Schon gar nicht die Touristen. Denn die Existenz des Industriegeländes fällt in der Linzer Innenstadt nicht im geringsten auf. Dies ist nicht nur eine von mir als Linzerin festgestellte Tatsache, sondern wurde – allen Vorurteilen zum Trotz – vor kurzem auch im Rahmen eines Städtetests bestätigt. Dieser besagt unter anderem, dass die oberöster- reichische Landeshauptstadt in der Kategorie „Tourismus & Optik“ vor allen anderen Landeshauptstädten liegt und dass die Linzer Innenstadt besonders sauber sei. Mit ihren schönen alten Häusern in den schmucken Gassen konnte sie schon viele Menschen verzaubern.

Im Grunde genommen kann man die Linzer Innenstadt als wahres Paradies für Touristen und für Shoppingbegeisterte bezeichnen. Auf kleinstem Raum befinden sich hier zahlreiche interessante Sehenswürdigkeiten, Einkaufs- und Einkehr- möglichkeiten. Alles ist durch kurze Fußwege oder kleinere Fahrten mit der Straßenbahn leicht erreichbar. Was will man mehr?

[...]

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In ihrem Beitrag setzt sich die Autorin mit
der Thematik auseinander, weshalb so viele
Touristen zwar Salzburg und Wien bereisen,
hingegen der oberösterreichischen Landes-
hauptstadt trotz ihrer zahlreichen Vorzüge
kaum Beachtung schenken.

Alexandra Gierlinger, Mag., geboren
in Linz. Studium der Kommunikations- wissenschaft an der Universität Salzburg und der University of Utah in Salt Lake City, Utah, USA. Im publizistischen und organisatorischen Bereich tätig. Erfahrung
in der Redaktion und im Lektorat von Büchern sowie von Artikeln in Zeitschriften.

 

aus dem Vorwort - von Prof. Leo Mazakarini:
Linz ist eine ganz besondere Stadt, leidet aber daran, dass sie mancherorts und sogar der oberösterreichischen Metropole selbst weit
unter ihrem eigentlichen Wert gehandelt wird.
Dies ist zumindest die These der Alexandra Gierlinger, die sich zur Abhilfe dieser Situation eine Art „Linzer Mozart“, wenigstens aber eine
„Linzer Trapp-Familie“ wünscht, um Linz endlich ins rechte Licht der Welt und weg vom Bild der
„schmutzigen Industriestadt“ zu rücken. Ob es wirklich so ist? Alexandra Gierlinger geht der Sache auf den Grund: Linz hat ausschließlich ein Image-Problem, denn es ist de facto „ein wahres Paradies für Shoppingbegeisterte“, liegt im Ver- kehrsverbund sehr gut, hat einen kunsthistorisch wertvollen Stadtkern, nur: Wer weiß das schon
in Kalifornien? Doch selbst als gelernter Öster- reicher beginnt man Linz nach Lektüre dieses emphatischen Artikels um ein ganzes Stück neu
zu begreifen. Fazit: Linz wäre gut beraten, Frau Gierlinger ein innovatives Konzept entwickeln
zu lassen etwa unter dem Titel: „Vision geliebtes und gelebtes Linz “.