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Richard K. Breuer

Madeleine

Anatomie einer Tragödie
Band III – Morris – 1789


ISBN 978-3-9502498-3-5
Taschenbuch mit 314 Seiten € 15,90

MADELEINE Band 3 besticht durch einen schonungslosen blutigen Realismus, dunklen Humor und einen von Road-Movies entlehnten Ablauf und Spannungsbogen.

Inhalt des Buches Madeleine?
Madeleine und Ludomila, die beiden Töchter der Opalińksis machen sich im März des Jahres 1789 heimlich von Olmütz nach Frankreich auf, um endlich Aleksander Mickiewicz und Marquis d‘Angélique zu treffen. Auf ihren Fersen eine in ihren Methoden wenig zimperliche polnische Söldnerbande und ein giftiges italienisches Meuchelmörderpärchen, die allesamt den lukrativen Auftrag bekommen haben, Mickiewicz zur Strecke zu bringen. Ein simpler Plan, der gehörig aus dem Ruder läuft und schlussendlich mehr als nur einen Menschen das Leben kosten wird. Eine Tour-de-Force durch das vorrevolutionäre Frankreich.

Inhaltsverzeichnis des Buches Madeleine

Der Anfang einer Geschichte
Die Lösung eines Problems
Die Polnische Eröffnung
Die Schießübungen Madeleines
Die Venezianische Eröffnung
Geschwisterliche Aussprache
Der Auftrag
Ein leichter Anstieg
Das Ende einer Geschichte
Der wilde Haufen
Eine sonderbare Medizin
Das Haus mit der roten Laterne
Die Krallen einer Prinzessin
Zehn Peitschenhiebe für einen Traum
Schuld und Sühne
Der Irrgarten Madeleines
Zwei Kindermädchen für Galkin
Morris
Ein unbefahrener Seitenweg
Eine Hühnersuppe in Saint-Jean Saverne
Ein simpler Plan
Das Schaufeln eines Grabes
Das Lecken der Wunden
Exkurs: Das Dilemma auf dem Segelboot

Das Besondere: Band II und Band III spielen parallel – mit ganz verschiedenen Figuren und Ereignissen. Wie du das Abenteuer nach Band I fortsetzt, liegt ganz in deiner Hand!

Für wen ist das Buch Madeleine geeignet?
Falls du einen spannenden historischen Roman suchst, der sich erdig und realistisch anfühlt, dabei die Darstellung von Gewalt nicht zwischen den Zeilen verstecken will, dann darfst du das Buch gerne zur Hand nehmen. Für sensible Leser ist das Buch nur bedingt empfehlenswert, können einem die brutalen Szenen gehörig auf den Magen schlagen. Auf einen dunkelschwarzen Humor konnte ich nicht verzichten, was die Tragödie vielleicht ein wenig entschärft.

»Seine Exzellenz, Fürst Wielkopolski, möchte Sie mit der Klärung einer sehr wichtigen Angelegenheit betrauen. Es handelt sich dabei um das Ausfindigmachen eines Verräters in Frankreich und dessen Beseitigung, die Sie nach Ihrem eigenen Ermessen durchzuführen haben. Die gesuchte Person ist ein polnischer Gelehrter mit dem Namen Aleksander Mickiewicz aus Krakau. Er wird von einem gewissen Marquis d’Angélique geschützt und versteckt. Um auf die Spur des Verräters zu gelangen, werden Sie nach Haguenau bei Straßburg im französischen Elsass reisen, am Jagdausflug und anschließend am Ball des Kardinals Rohan teilnehmen und dort die Bekanntschaft der beiden Töchter der Opalińskis machen, die den Aufenthaltsort des gesuchten Mannes kennen. Wir gehen davon aus, dass es für Sie keine Umstände bereitet, diese so wichtige Information von den Damen zu erhalten. Sodann sollen sich die Herren auf den Weg machen und Herrn Mickiewicz an Ort und Stelle ausforschen. Ist dies getan und besteht absolute Sicherheit über die wahre Identität, dürfen die Herren die Tötung vollziehen.«

Club der 99 für Madeleine

Eine von mir ins Leben gerufene Crowdfunding-Kampagne machte den Druck der 1. Auflage des Taschenbuchs Madeleine möglich. Aus datenschutzrechtlichen Gründen erfolgt hier nur die Auflistung der Orte, in denen die Förderer seinerzeit lebten.

Maastricht, Nürnberg, Weiterstadt, Wien, Hamburg, Leer, München, Söchau, Zürich, Langenpreising, Attendorf, Hannover, Frankfurt, Lehrte, Köln, Salzburg, Konstan, Tettnang, Collioure, Lieboch, Amtzell-Geiselharz, Linz, Stuttgart, Tenero, Wittscht, Dinslaken, Bad Oldesloe, Nürtingen


Was Leser über das Buch sagen

Madeleine: Anatomie einer Tragödie
von Richard Karl Breuer

Tarantino und De Sade verbringen gemeinsam einen kreativen, aber sturzbetrunkenen nachmittag, und Anouillh schreibt die ergebnisse mit? So ungefähr liest sich das kapitel 66 in Madeleine für mich.

Sehr, sehr lesenwert! ›Ich habe die – bis dato erschienene – Trilogie von Richard K. Breuer gelesen und hatte bei Madeleine den Eindruck, dass dieser Band sich sehr von den anderen beiden unterscheidet (wobei Brouillé auch eine andere Tonart eingeschlagen hat als Tiret). Die Grausamkeit ist unbestritten, trotzdem finde ich das Werkchen sehr, sehr lesenswert und ich freue mich schon sehr auf Penly und den Showdown.‹ *eva|kommentar

Brilliante Dialoge! ›Dann wäre noch Madeleine, der dritte Teil von Richard K. Breuers Roman-Serie, die mit ihrem historischen Wissen ebenso glänzt, wie der Sprachwitz funkelt und deren Dialoge ich um nichts in der Welt missen möchte, da sie richtig brilliant und sehr, sehr amüsant und ebenso bissig sind!‹ *mila|buchhändlerin in voerde

liebevoll gestaltete typographie

Empfehlung! ›Es empfiehlt sich, jedenfalls Band 1 (Tiret) gelesen zu haben, es ist aber nicht zwingend nötig Band 2 (Brouillé) vor Band 3 (Madeleine) zu lesen. Den kann man auch – wie ich – danach lesen. Lesen sollte man Brouillé aber ganz unbedingt! Madeleine ist nichts für schwache Nerven! Es ist grausam und blutig und stellt in der Dramatik eine deutliche Steigerung zu den beiden Vorgängerbänden dar. Und: es schürt die Erwartungen für das Finale in Band 4 (Penly). Empfehlung!‹ *et|indiebookblog

Spannend, pfiffig und witzig! ›Madeleine ist die wesentlich brutalere Fortsetzung von Tiret und Brouillé, der historischen Romanreihe von Richard K. Breuer. Doch auch Madeleine zeichnet sich durch eine reichhaltige Handlung aus, die genauso spannend, pfiffig und witzig ist wie die der Vorgängerromane. Der Autor schafft mit Madeleine einen spannungsreichen und bildlichen Text, der durch ein schnelles Erzählen lebt. Das verdeutlichen die kurzen Dialogsätze, die filmische Schreibweise und auch die Zeitsprünge, die eine Art Gleichzeitigkeit vermitteln sollen. Breuer schreibt nicht pathetisch und wenn doch an einigen Stellen ein Pathos auftritt, ist es nicht selten der Figurenpersönlichkeit geschuldet und schafft den ironischen Unterton. Dieser Unterton und der eher deskriptiv statt psychologisch erzählende Erzähler regt den Leser zum mit- und nachdenken an. Denn das interpretierende Fazit muss sich jeder Leser selbst ersuchen.‹ *friederike|lektorin des buches

ganze Besprechung lesen

Madeleine ist die wesentlich brutalere Fortsetzung von Tiret und Brouillé, der historischen Romanreihe von Richard K. Breuer. Doch auch Madeleine zeichnet sich durch eine reichhaltige Handlung aus, die genauso spannend, pfiffig und witzig ist wie die der Vorgängerromane.

In Madeleine begibt sich die schwangere Ludomila Opalinska zusammen mit dem Arzt Steinitz, Major Haddengast und ihrer Schwester Madeleine nach Penly, um dort den Vater ihres Kindes, den polnischen Gelehrten Mickiewicz, zu heiraten. Die lange Kutschfahrt von Österreich zur Nordküste Frankreichs wird zum turbulenten Sittengemälde der damaligen Zeit kurz vor der Französischen Revolution. Richard K. Breuer fasst die Mentalität dieser Zeit durch verschiedene Facetten ein. Inhaltlich zeigt er den bedeutenden Dualismus zwischen der verarmten Landbevölkerung und dem reichen Adel besonders durch Gesten und Körperhaltungen auf. So muss ein Adeliger nur mit dem kleinen Finger winken, um etwas zu bekommen, während der Untertan mit gesenktem Kopf stehen bleiben muss, bis der Herr an ihm vorbei geritten ist. Auch sprachlich greift Breuer die Ständeunterschiede auf und gibt der ländlichen Bevölkerung einem derben Akzent.

Eine weitere formale wie inhaltliche Besonderheit Breuers ist die Einarbeitung authentischen Materials aus Briefen des Gouverneur Morris, der 1789 aus den Vereinigten Staaten nach Frankreich reist und damit ein Augenzeuge der schlimmen Verhältnisse ist. In diese Brutalität der Geschehnisse der Französischen Revolution, die den Rahmen der vier Bände bildet, wird eine weitere existenzialistische Brutalität eingebettet, die körperliche.

Es ist die körperliche Gewalt die dieses Buch auszeichnet und die auch auf den Leser abschreckend wirken kann, da diese auf den ersten Blick als sinnlos und spontan beschrieben wird. Diese Gewalt gibt aber nicht nur eine Ahnung des damaligen Lebenskampfes wieder, sondern rückt die Vergänglichkeit und Hässlichkeit des Körperlichen in die Aufmerksamkeit. Gerade dann wenn der halbverdaute Bohneneintopf am Bein herunterläuft oder Lakaien zwei verarmten Jungen die Hände brechen, weil diese ein Stück Brot stehlen wollten. Die Brutalität in Madeleine reicht von starken Bildern des Tötens, Aufschlitzens, Erdrosselns und Erstechens über psychologische Formen des Auflauerns, Beobachtens und Misstrauens bis hin zu handfesten Intrigen. Doch wird diese Brutalität erzählerisch gebrochen bzw. aufgelockert. Die gewalttätigen Szenen sind mit Witz und einigen Zwischentönen verstärkt, die den Leser schmunzeln lassen können. So folgen einige Szenen dem Slapstick, schlechten Westernfilmen und auch einige Kampfszenen wirken wie witzige Reminiszenzen an Zombiefilmen, in denen die Totgeglaubten immer wieder aufstehen. Generell erinnert die Ausführung von Themen und Szenen an Filme wie die von Quentin Tarantino oder an den Film Natural Born Killers (Oliver Stone, 1994) sowie durch der Einführung des italienischen Killerpaars Lorenzo und Stella an Bonnie and Clyde (Arthur Penn, 1967). Mit dieser Art filmischer Schreibweise wirkt Madeleine lebendig und modern.

Ein weiterer Bruch der starken körperlichen Brutalität erfolgt durch die naiven Reflexionen der Figuren über die Liebe, was den ironischen Unterton des Buches ausmacht. Galkin, Sohn des Kosaken Dassajew, verfällt in Liebe zu der hübschen Madeleine und um diese zu erobern, fingiert er einen Überfall auf ihre Kutsche. Doch dieser Überfall artet in ein Gemetzel aus, das Galkin nicht steuern kann. Paradoxerweise ist für Galkin die Gewalt Beweis und Mittel seiner Liebe. Ein positiver Gedanken in negativer Ausführung, da sich letztendlich diese Gewalt gegen ihn selbst wendet: Während des Kutschüberfalls, der der Höhepunkt des Romans ist, gibt sich Galkin in körperlicher Befriedigung seiner Liebes-Tagträumerei hin ohne zu merken, dass sich die Umwelt gegen ihn wendet und ihn mit dem Tod bedroht.

Was an diesem Zitat („Langsam kehrt Galkin wieder …“ S. 256) auch deutlich wird, ist, dass die Figuren aneinander vorbei reden und somit Madeleine das positiv gemeinte Engagement Galkins brutal beendet. Breuer schafft es, diese Brüche ohne viel Psychologie und ohne viel Worte allein durch die reichhaltige Figurenkonstellation und Handlung zu konstruieren, in der jede Figur ihr Ziel verfolgt und sich dennoch mit den Absichten anderer Personen verflechtet. Doch Madeleine bietet noch mehr an Reflexionen. Auf der Reise nach Penly entspinnt sich zwischen den Schwestern ein Konflikt um Schönheit, Liebe und Identität. Der Schwesternkonflikt zwischen Madeleine und Ludomila zeigt sich schon in ihren Äußeren: Beide Schwestern werden wie Tag und Nacht konzipiert, die eine besonders hübsch, willensstark und emotional aufbrausend, die andere hässlich, bedacht, einsam und Trost suchend in Büchern. Auch verkörpern die Schwestern zwei unterschiedliche Liebeskonzepte. Während Ludomila meint, dass man die Liebe erlernen kann, da diese nicht aus einen einzigen und ersten Blick entspringt, hält Madeleine am Gegenteil fest und erntet damit Kritik.

Diese Kritik („Madeleine verschwendet …“, S. 232), die vom Erzähler stammt, stellt die namensgebende Protagonistin des Romans in ein zwiespältiges Licht. Doch wird ihr Verhalten in diesem Handlungsgeflecht nicht bewertet, außer vielleicht an einer Stelle des Romans, die hier aus Spannungsgründen nicht verraten werden soll. Wie die Schwestern sind auch die anderen zentralen Figuren Typen, die zum Teil gegensätzliche Prinzipien verkörpern. So auch Doktor Steinitz, der das Prinzip des Lebens, Heilens und des Pazifismus vertritt und Major Haddengast, der als Beschützer und Kämpfer der Ehre auftritt.

Der Autor zeichnet seine Figuren gut, sie sind trotz ihrer Typenhaftigkeit nicht oberflächlich. Jeder Figur hat ihr Recht und ihren Platz im Sinne von »Beide haben recht. Beide haben unrecht.« (S. 233), bis dann doch der Stärke siegt.

Richard K. Breuer schafft mit Madeleine einen spannungsreichen und bildlichen Text, der durch ein schnelles Erzählen lebt. Das verdeutlichen die kurzen Dialogsätze, die filmische Schreibweise und auch die Zeitsprünge, die eine Art Gleichzeitigkeit vermitteln sollen. Breuer schreibt nicht pathetisch und wenn doch an einigen Stellen ein Pathos auftritt, ist es nicht selten der Figurenpersönlichkeit geschuldet und schafft den ironischen Unterton. Dieser Unterton und der eher deskriptiv statt psychologisch erzählende Erzähler regt den Leser zum mit- und nachdenken an. Denn das interpretierende Fazit muss sich jeder Leser selbst ersuchen.

*friederike|lektorin

Kurzweilige Unterhaltung! ›Das Büchlein Madeleine selbst ist in der von Breuer mittlerweile gewohnt (und erwartet) liebevollen Art gestaltet: ein sehr schönes, stimmungsvolles Einbandbild, eine gelungene Typografie verbunden mit der entsprechenden Bemühung, die Schrift auch unter die Leute zu bringen. […] Der Roman liest durch die vielen aktionsreichen (und blutigen) Szenen sich flott und schnell (“Sex and Crime”), ob man jetzt aber tatsächlich Parallelen zu Tarantino und de Sade ziehen mag, ist eine andere Sache, so ist Madeleine jedenfalls kurzweilige Unterhaltung im Rahmen eines größeren historischen Romanprojekts.‹ *aus.gelesen|literaturblog

Madeleine wirkt lebendig und modern

Sehr spannend! ›Soeben beendet: Madeleine – Anatomie einer Tragödie am Vorabend der Französischen Revolution von Richard K. Breuer. Der dritte Band ist um einiges brutaler und blutiger als seine Vorgänger Tiret und Brouillé und handelt von zwei polnischen Aristokratenschwestern, welche eskortiert von einem Arzt und einem Major nach Nordfrankreich gelangen sollen. Ein brutaler Söldnertrupp und ein venezianischer Meuchelmörder sind ihnen auf den Fersen. Sehr spannend und sprachlich sehr ansprechend. Kurz und gut hat mir Madeleine wieder sehr gut gefallen, obwohl – oder vielleicht sogar weil – dieser Band von der Stimmung her sehr anders ist als seine Vorgänger.‹ *ah|xing literaturforum

Hervorragend! ›Ich begann, Madeleine zu lesen. Und siehe da! Parbleu! Vraiment pas du tout un petit misérable, quelle surprise! Wieder wurde ich nicht enttäuscht. Es kam erneut ein wunderschönes literarisches Kind auf die Welt – aus der Feder von Richard K. Breuer. Nicht nur die Wortwahl, die Form, die Geschichten und die Charaktere sind hervorragend, auch historisch stimmt alles. Ich würde jedem empfehlen – nein, ich muss es jedem sehr empfehlen –, Madeleine zu lesen! „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, sprach einst ein kluger Mann. Also, worauf wartet ihr? Nichts wie los! Und viel Spaß damit! Denn Spaß und Vergnügen werdet ihr sicherlich an diesem Buch haben. Tiret und Brouillé sind die ausgezeichneten Vorgänger und natürlich ebenfalls sehr zu empfehlen!‹ *gp|xing literaturforum

ganze Besprechung lesen

›Obwohl ich Bücher in einem historischen Kontext oder historische Romane sehr kritisch lese – wegen meines großen Interesses an Geschichte – und sie mir daher leider nicht immer gefallen … ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass ich da leider ein Skeptiker bin. Ich war zum Beispiel sehr enttäuscht von Kostovas Historian. Es ist eher Belletristik, aber historisch würde ich es nicht nennen, da es auf historischem Gebiet sehr schwach war (Tanja Kinkels Puppenspieler ist viel besser!). Frank Schätzings Tod und Teufel war am Anfang sehr interessant, doch als es den erwarteten Höhepunkt erreichte, konnte es mich nicht fesseln, und beim letzten Drittel habe ich mir schwergetan.

So war es nicht mit der Buchreihe von Richard K. Breuer, die während der Französischen Revolution spielt. Im Gegenteil! Die Wortwahl ist sehr zu loben. Die Sprache klingt angenehm im Ohr, ohne jemals zu stören – wienerisch singend, würde ich sagen. Die Charaktere sind ausgesprochen gut gezeichnet und erinnern an eine Vielzahl von handelnden Personen aus der Literatur (z. B. vom naiv-freundlichen, sehr philosophischen Protagonisten, der mich teilweise in seinem Benehmen an Kenneth Grahames Maulwurf erinnert, bis zu jenem Moment, der einen denken lässt, jetzt müsste gleich der freche Freiherr von der Trenck eintreten). Also ein gutes Omen!

Das erste Buch ist so geschrieben, dass man die Umgebung und Figuren gut und leicht visualisieren kann. Die Figuren könnten auch auf der Leinwand von Schauspielern wie Gérard Depardieu und Matthias Habich gespielt werden! Der Wiener Autor hat das Zeug dazu, ohne zu übertreiben oder zu lyrisch zu werden. Nun, wie man dem schwejkschen Muliar leicht einen Hund abkaufen würde, so tat ich es auch und besorgte mir den zweiten Teil der Reihe. Auch von Brouillé wurde ich nicht enttäuscht, sondern erhielt ein schönes Buch, das Spaß, Intelligenz und Abenteuer vereint. Chapeau!

Ich begann, Madeleine zu lesen. Und siehe da! Parbleu! Vraiment pas du tout un petit misérable, quelle surprise! Wieder wurde ich nicht enttäuscht. Es kam erneut ein wunderschönes literarisches Kind auf die Welt – aus der Feder von Richard K. Breuer. Nicht nur die Wortwahl, die Form, die Geschichten und die Charaktere sind hervorragend, auch historisch stimmt alles.

Wenngleich es im Text keine historischen Erklärungen gibt (wie es manchmal der Fall ist und ein Buch dadurch teilweise zerstören kann), so kann jeder, der über einfache Geschichtskenntnisse verfügt, Madeleine genießen. So hübsch wie der Name ist auch das Buch!

Ich würde jedem empfehlen – nein, ich muss es jedem sehr empfehlen –, Madeleine zu lesen! „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, sprach einst ein kluger Mann. Also, worauf wartet ihr? Nichts wie los! Und viel Spaß damit! Denn Spaß und Vergnügen werdet ihr sicherlich an diesem Buch haben. Die Liebesnacht des Dichters Tiret und Brouillé: Mosaik eines Kriminalfalles am Vorabend der Französischen Revolution sind die ausgezeichneten Vorgänger und natürlich ebenfalls sehr zu empfehlen!‹

*gp|xing literaturforum

es fließt Blut in diesem Buch, oh ja

»ich bin dem grandiosesten Satz der Serie begegnet und das Ende hat mich vorerst zu sehr mitgenommen«

Madame Anonym, Leserin und Autorin, erklärte sich bereit, in die Tiret-Saga einzutauchen, Madeleine zu lesen und zu kommentieren. Sie schreibt – wie sie es später auch für Penly machen wird – nach jedem Kapitel ihre Gedanken und Gefühle nieder und lässt uns so an ihren Empfindungen und Überlegungen teilhaben. Wermutstropfen, wenn man so will, ist die Tatsache, dass Madame Anonyme ein Manuskript las, das sich über die Jahre noch da und dort verändern sollte, aber der Originalgeschichte treu blieb. Vorhang auf und viel Vergnügen mit den funkensprühenden Kommentaren einer Leserin, die selbst auch Autorin und bekennendes Fan-Girlie der Tiret-Saga ist. Amusez-vous, cher lecteur, chère lectrice 🙂

Madame Anonyme liest Madeleine: ein Kapitel, ein Kommentar und erklärt uns, was ihr an der Serie gefällt

KAPITEL 45: Ich mag den Monolog von dem Taglöhner; ich weiß nicht, wie Du’s hinkriegst, aber das ist infodump, der sich nicht wie Infodump liest. Sehr fein..

KAPITEL 46: „Wollt Ihr den Bastard vielleicht zu Tode parfümieren?“ Ich habe gelacht. Laut. Diese frivol-spitz-intriganten Salonunterhaltungen sind ganz und gar Dein Metier. Und damit habe ich an dem Kapitel nichts auszusetzen; man ist amüsiert.

KAPITEL 47: Abgesehen vom Akzent, ebenfalls keine größeren Einwände. Und ich merke, wie ich in die Geschichte einsteige.

KAPITEL 48: Bei der Beschreibung von Steinitz und seinen unkonventionellen Kuren fehlt es ein bisschen an der lapidaren Leichtigkeit, mit der Du sonst die Dinge so wunderbar schwebend abhandelst – stattdessen liest sie sich fast ein bisschen geschwätzig; die Szene mit den Schießübungen ist hinreissend.

KAPITEL 49: Standig Ovations! Sweet Jesus on a pogo stick. Stella & Lorenzo? Das kam … überraschend. Yay.

KAPITEL 50: Mir scheint, Ludomila hat das Zeug zum Magnificent Bastard. Die Szene, wo sie sich dem Doktor anvertraut ist toll; ich mag vielschichtige Antihelden. Und Bonuspunkte für Rochefoucauld, der Moralist. Und: oh Gott, arme Madeleine. Was die Geschichte vom Major angeht, bin ich mir nicht ganz sicher – auf der einen Seite passt sie „natürlich“ in die Szene, auf der anderen hat sie einen moralisierenden Beigeschmack, der dem ganzen nicht so gut zu Gesicht steht.

KAPITEL 51: Es überpurzeln sich die Verschwörungerpartien; die Szene mit der Schlägerei ist interessant … indem sie existiert; man ist versucht zu schreien, Monsieur L’Auteur zeichnen die Unterschicht ganz schön widerlich – bis man drauf kommt, nein, wenn man den Charakteren mit moralischen Standards zuleibe rückt, zieht sich die Widerlichkeit durch alle Schichten.

KAPITEL 52: Überhaupt ist Ludomila für mich eine interessante Person, mit all ihren Ecken, Kanten, Selbstmitleid, Mut und Härte.

KAPITEL 53: Ganz, ganz großes Kino. Schon allein wegen der Einleitung.

KAPITEL 54: So blöd es klingt, aber die Beiläufigkeit der Gewaltdarstellungen „gefällt“ mir; und ich glaube, ich kann mittlerweile benennen, was ich an der Serie so beeindruckend finde: Du erzählst (in meinen Augen wenigstens) mit dieser zynischen, etwas gelangweilten Leichtigkeit und Understatement, die, nun ja, einem „Intellektuellen“ des Ancièn Regime gut zu Gesicht gestanden hätte; Du bist irgendwie auch auf der Metaebene der Erzählstimme in der Zeit, und das ist faszinierend. Übrigens bitte nicht misszuverstehen: ich rede nur von den Implikationen der Erzählstimme!

Die „Gebet“szene, ist übrigens, in all ihrer Absurdität – und eingebettet in die Grauslichkeiten links und rechts – irgendwie ein humoristisches Meisterstück.

KAPITEL 55: Ohhh, noch eine Schicht Ludomila. Das Mädel fasziniert mich. Madeleine, for the record, bisher weniger – vielleicht, weil Madeleines (also, so wie ich sie bisher kennen gelernt habe) in der Literatur nicht so selten sind; Ludomilas schon. Ja, okay, sie hat den Antiheldenbonus; mal schauen, was sie daraus macht. Der Major, der Doktor und der Baron funktionieren übrigens so gut, dass ich nicht weiß, ob sie mich amüsieren, oder ob ich sie ohrfeigen will. Möglicherweise beides.

KAPITEL 56: Und täusche ich mich, oder sind Piotr und Ignacy auch bestrebt, immer schwindelerregendere Höhen monumentaler Blödheit zu erklimmen? Oi. Und, vor allem Stella! Es beginnt sich ein Bild zu formen. Yay!

KAPITEL 57: STELLA!
Und, im Kontext eine Sexszene „die Details sind nicht weiter von Belang“ zu schreiben – absoluter CROWNING MOMENT OF AWESOME eines Autors. Und verdammt, ich kann nicht anders – irgendwie ist es schwer, Lorenzo nicht wenigstens ein bisschen zu mögen. (Stella sowieso). Oh, dear.

KAPITEL 58: Die Beschreibung vor der Jagdpartie ist ein bisschen geschwätzig für meinen Geschmack; ansonsten – Au. Die Szene mit den Buben und dem Brot ist plakativ, aber trotzdem trifft sie. Au weh. Und ich habe Vorahnungen zu dem Körnchen Zukunft in Tagträumen von G.

KAPITEL 59: Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: die „Salonkapitel“ sind Deine besondere Begabung; die Gesellschaft (und ich meine, Die Gesellschaft) der Zeit anschaulich historisch nachvollziehbar und gleichzeitg amüsant (im weitesten Sinn des Wortes) zu präsentieren, ist schon etwas, das man nicht so häufig sieht. Aber bei Dir hat das ganze auch noch Flair. Und. Eines noch. Mir dünkt, ich bin dem grandiosesten Satz des Romans – und wenn es nicht so nach Schmeichelei klänge, würden ich sagen, dem grandiostesten Satz seit längerem – begegnet. Ja, der hier:

„Außerhalb der Schlossmauern gieren die Menschen nach Essbarem, nach Brennbarem – um nicht zu verhungern, um nicht zu erfrieren. Innerhalb der Schlossmauern gieren die Menschen nach Anerkennung und Liebe – um nicht zu verhungern, um nicht zu erfrieren“. Herzlichen Glückwunsch.

KAPITEL 60: Bei der Labyrinthszene, am Anfang, ist es ein bisschen sonderbar, dass Du zuerst an Madeleine dran bleibst, und dann plötzlich Galkins Tagträume erwähnst; das wirft einen Holzhammer. Wie eigentlich die ganze Labyrinthsymbolik. Und der forcierte Spannungsaufbau.

KAPITEL 61: Momentan sind Stella und Lorenzo meine Lieblinge, fürchte ich. Auch wenn sie nur Nebenfiguren sind. Aber die zwei haben Ausstrahlung! Und ihren eigenen, bizarren Charme. Oh, dear. Die Interaktion zwischen Madeleine und Dassajaw hat natürlich für die LeserInnen in der Vogelperspektive etwas wunderbar Morbides. Schön.

KAPITEL Morris: Eines der Probleme, die ich mit „Tiret“ schon hatte – Du zitierst hier viel; nur, was Du zitierst, ist nicht „frei“ gesprochenes Wort, sondern Reden, Briefe, Essays, etc. Was zur Folge hat, dass sowohl Mirabeau als auch Morris, verglichen mit dem Duktus der übrigen Charaktere unnatürlich klingen – sie sprechen „historisch“, anstatt wie Menschen in einer Debatte.

KAPITEL 63: Huch? Gardisten? Ansonsten: alles gut.

KAPITEL 64: Die Betrachtungen über Unterschiede, Liebe, Schönheit und (Un)recht am Anfang gefallen mir; eine sehr elegante Art, die verschiedenen „Gegenpositionen“, die die Herrschaften einnehmen, pointiert darzulegen.
Ludomila, das Biest. Aber sie weiß, was sie tut. Und sie ist mir immer noch nicht unsympathisch. Das ist eines der wirklich schönen Dinge bei Dir: Du präsentierst eine ganze Parade von moralisch schwer angeschlagenen, verlogenen, oberflächlichen, grausamen Charakteren – und irgendwie nimmst Du mich als Leserin trotzdem für sie ein. Und Madeleine, als einzige Lichtgestalt unter den Schurken und Antihelden … mittlweile würde ich größere Summen wetten, dass sie das Ende dieses Romans nicht lebend sieht. Hm.

KAPITEL 65: Oh Gott, Madeleine. Verstörendes Kapitel, aber gut.

KAPITEL 66: Tarantino und De Sade verbringen gemeinsam einen kreativen, aber sturzbetrunkenen Nachmittag, und Anouillh schreibt die Ergebnisse mit? So ungefähr liest sich das Kapitel für mich.

KAPITEL 67: Die Ironie, dass ausgerechnet Stella und Lorenzo die Rolle der heldenmütigen Retter übernehmen, geht durchaus nicht verloren. Wobei, Schneid haben die zwei, das kann man ihnen nicht absprechen. Auf ihre Art. Wobei, für eine verdammte Uhr zu töten … naja, es passt zum Grundtenor des Romans; es siegt die Gier. (Und jetzt muss ich das Fest am Anfang von Brouillé nachlesen. Mir fehlen da schon wieder ein paar Kleinigkeiten). Die Ironie, dass Haddengast, der wenigstens in der Konversation heroische, als einziger so gar nicht zum Kampf beiträgt, ist fast schon keine Ironie mehr. Madeleine überlebt, Du siehst mich ehrlich erstaunt.

Na, servus. Im Vergleich zu dem frivolen Abenteuer von Mickiewicz, Marquis & Co hat das Ende von Madeleine noch eine verstärkte Wirkung. Sehr, sehr gut umgesetzt, aber wie ich heute schlafen werde, will ich auch noch nicht wissen.

Zu sagen, es war mir ein Vergnügen, scheint mir in Anbetracht des fraglichen Romans sehr wenig angemessen; auf jeden Fall ist es ein hochinteressantes Buch.

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