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Richard K. Breuer

Penly

Fragment eines Blutbades
Band IV – Réveillon – 1789


ISBN 978-3-9502498-4-2
Taschenbuch mit 326 Seiten € 19,90

PENLY Band 4 besticht durch einen von Westernfilmen entlehnten Showdown-Plot, dunklen Humor, blutige Action in Zeitlupe und die Aufklärung eines rätselhaften Verbrechens.

Inhalt des Buches Penly?
In der ehemaligen Hafenfestung von Penly soll im März des Jahres 1789 fröhliche Hochzeit zwischen dem polnischen Gelehrten Aleksander Mickiewicz und der älteren Tochter der Opaliński abgehalten werden. Während man über ein kurz zurück liegendes Verbrechen rätselt – »Hat der Sohn seine Mutter tatsächlich kaltblütig in die Tiefe gestürzt?« – wird vor dem Haupttor ein Gast der Feierlichkeit hinterrücks erschlagen. Als Schuldiger wird der junge Amerikaner Thomas Duport ausgemacht. Doch Marquis d‘Angélique denkt nicht daran, Duport auszuliefern und löst damit eine blutige und brutale Konfrontation aus, die am Ende 13 Leichen und eine wütende Seele in der Festung zurücklassen wird.

Inhaltsverzeichnis des Buches Penly

Ein dreckiges Dutzend
Réveillon
Keine Bouillabaisse in Penly
Feuer und Holz (Karte)
Brennendes Geheimnis
Der Tod klopft an die Pforte
Ein Stein kommt ins Rollen
Das Blut in der Kapelle
Der kurzweilige Postillon
Ränke und Reime
Eine Idee, kein Plan
Verwund(er)ungen
Das letzte Gefecht
Die königliche Kavallerie
Auf die Turmspitze getrieben
Hinterrücks
Die Geschichte einer verbotenen Liebe
13 Leichen und eine wütende Seele
Zwei Helle Sterne und ein Spucknapf

Für wen ist das Buch Penly geeignet?
Falls du einen actiongeladenen blutigen Showdown mit humoristischen Dialog-Einlagen in der Machart eines Tarantino-Films lesen möchtest, bitte sehr. Für sensible Gemüter ist diese Blutoper natürlich nicht zu empfehlen, es sei denn, der unbändige Wunsch, zu erfahren, wie die historische Reihe weitergeht, lässt einem keine andere Wahl. Am Ende dieses Buches schließt sich ein augenzwinkernder Bogen zum ersten Band. Nach all dem Gemetzel in der Hafenfestung von Penly, den schlechten Nachrichten vom Festland und der Aufdeckung eines zurückliegenden Verbrechens, wird der Leser mit einem Lächeln verabschiedet. Eine politisch-historische Komponente, die mit Mozart zu tun hat, ist im Anhang angeführt und soll zum Nachdenken anregen. Was mag sich hinter all den Revolutionen verbergen?

»Was ist geschehen?«
»Monsieur Duport und Madame Morosini wurden nicht unweit von hier von einer Räuberbande überfallen. Madame Morosini ist noch in der Gewalt der Männer. Ich denke, Monsieur le maréchal, wir sollten etwas unternehmen.«
Duport blickt auf.
»Aber … es sind ein Dutzend Männer!«
»Ein Dutzend Männer?«, wiederholt der Marquis überrascht.
»Messieurs«, wirft der Wirt ein, »mit diesen Halunken ist nicht zu spaßen. Mordsgefährlich sind die!«
Dassajew streift sich seine Handschuhe über.
»Das sind wir auch!«


Was Leser über das Buch sagen

Penly: Fragment eines Blutbades
von Richard Karl Breuer

der autor schildert hier nicht eine zeit, eine gesellschaft, er lässt sie mich als leserin spüren

Gewalttätig und rasant wie Madeleine! ›Man könnte sagen, dass Penly vom Stil her eine Mischkulanz aus den drei Vorgängerbänden ist und diese quasi zum Schluss zusammenführt. Gefällt mir echt gut. Vor allem deine Fantasie ist unschlagbar. Beim Lesen habe ich mich ständig gefragt, wo du all diese Ideen hernimmst. Du bist ein wahrer Fantast und das Ende – DAS ENDE: Unglaublich! Ganz nach meinem Geschmack. Wenn man die vorhergehenden Bände nicht gelesen hat, ist der Lesegenuss nicht derselbe, weil doch einige Querverbindungen fehlen würden. Penly war ähnlich gewalttätig und rasant wie Madeleine. Ich muss zugeben, bei dem Gemetzel in der Festung musste ich ein paar Mal unterbrechen. Das war mir schon fast zu grausam.‹ *ah|leserin

Wahrscheinlich der beste der vier Romane! ›Die Tiret-Reihe bleibt eine meiner Lieblingsromanserien, keine Überraschung hier. Wenn ich ein Ranking machen müsste, dann würde Platz eins an Brouillé, zwei an Penly, drei an Tiret und vier an Madeleine gehen. (Was nicht heißt, dass mir Madeleine nicht gefällt, aber die Abwesenheit von Monsieur le Marquis lässt sich nicht so schnell aufwiegen). Wobei ich gerne, offen und ehrlich zugebe, dass Penly von Sprache und Dramaturgie wahrscheinlich der beste der vier Romane ist; aber Brouillé hat eine sehr große persönliche Bedeutung für mich, und damit gebe ich hier jeglichen Anspruch auf, objektiv sein zu wollen.‹ *Madame Anonyme|leserin und autorin

Die Tiret-Reihe bleibt eine meiner Lieblingsromanserien

»Egal. Wir haben ein Gemetzel zu Ende zu lesen. Bonsoir, also, los geht’s. Wir haben ein Penly, und wir kommentieren es. Yay!«

Madame Anonym, Leserin und Autorin, erklärte sich bereit, erneut in die Tiret-Saga einzutauchen, Penly zu lesen und zu kommentieren. Sie schreibt – wie sie es schon für Madeleine machte – nach jedem Kapitel ihre Gedanken und Gefühle nieder und lässt uns so an ihren Empfindungen und Überlegungen teilhaben. Wermutstropfen, wenn man so will, ist die Tatsache, dass Madame Anonyme ein Manuskript las, das sich über die Jahre noch da und dort verändern sollte, aber der Originalgeschichte treu blieb. Vorhang auf und viel Vergnügen mit den funkensprühenden Kommentaren einer Leserin, die selbst auch Autorin und bekennendes Fan-Girlie der Tiret-Saga ist. Amusez-vous, cher lecteur, chère lectrice 🙂

Madame Anonyme liest Penly
ein Kapitel, ein Kommentar und erklärt uns das Tarantino-Paradoxon

KAPITEL 68:: Es ist schon eine spannende Sache: man nehme einen Duport, der wohl einer der wenigen einigermaßen moralisch höherstehenden Akteure in diesem ganzen Verwirrspiel sind, und zwei ausgesprochen psychopathische „Morosinis“ – und wer stiehlt die Show? Ahhh, Stella und Lorenzo, in all ihrer soziopathischen, dekadenten, selbstmörderischen Glorie. Meine Begeisterung für ambivalente AntiheldInnen wird hier so wunderbar bedient.

KAPITEL RÉVEILLON: Ah, Mickiewicz spielt sein Spielchen – oder? Wer weiß, bei einer Serie, wo sogar die doppelten Böden doppelte Böden haben. Und Duport scheint ständig an Selbstbewusstsein zu gewinnen – oder von allen guten Geistern verlassen zu sein, den Marquis da herunterzubürsten. Eine Nuance plakativ scheint mir die Unterhaltung ja, aber das dürfte ein Fall von Die Realität Ist Unrealistisch sein; klar, 1789 war das, was wir jetzt für die Gemeinplätze von 1789 halten, ein brandheißes, riskantes Thema – und die Argumentationsketten alles andere denn wohlbekannt. Ich vermute, das ist der Fluch des historisch-politischen Romans.

Übrigens verdeutlicht mir das Kapitel wieder, warum ich den Marquis so gerne mag (nein, nicht nur der Zynismen wegen) – wie oft bekommt man arrogante, eitle, intrigante Bastarde vorgesetzt, die nicht nur clever sind, sondern auch ein Grundverständnis der politisch-sozialen Problematiken haben, und denen es dennoch gelingt, sich mit dem Domino der leichtfertigen Oberflächlichkeit zu maskieren? Nein, nicht oft. Mich faszinieren die vielen Schichten und Facetten, die er bei Bedarf aufbringen kann. Ist Dir immer wieder gut gelungen, der Kerl.

KAPITEL 70: Oh, Lorenzo. Du willst aus Venedig kommen, und fürchtest das Wasser? Und der Marquis hat die Scharade durchschaut, so dünkt mir – oder überinterpretiere ich das „Boden unter den Füßen verlieren“? Man wird sehen.
Und LOL @ phonetischen Akzent – normalerweise mag ich die ja nicht unbedingt, aber die gottverdammte Silbenverschluckerei in der Gegend hat es verdient, die Schaufel zu erklimmen. Aber der Akzent vom Wirt irritiert mich trotzdem – oder es ist mehr an der Sache dran …

KAPITEL 71: Hoppla, forshadowing in der Burgbeschreibung; ich mag, wie hier der Erzähler als Charakter eingreift. Die herrliche Altmodischkeit des Settings – sehr gemischte Gesellschaft, abgeschiedenes Schloß, und ein Mord – spricht mich an; einmal in bitterer Ironie, jetzt in ebenso bitterem Ernst.

KAPITEL 72: Oh. Dear. Naja, sonst wär’s auch ein recht kurzer Roman gewesen, wenn das Tagebuch Licht ins Dunkel gebracht hätte. Wobei ich Monsieur le comte in seinen Motivationen nicht ganz verstehe – so er ehrliche Ziele verfolgt, indem er Mickiewicz mit den Ermittlungen betraut. Und mir dünkt, der Marquis im Kleiderschrank wird zum running gag … Der Marquis Im Kleiderschrank wäre eigentlich kein schlechter Buchtitel =)

KAPITEL 73: Übrigens, Fenstersturztheorien habe ich keine – ich verweigere mir Theorien bei Krimis. Ich bin die schlechteste Krimileserin aller Zeiten, und komme immer nur auf irgendwelchen Blödsinn. Ach. Du. Schande. Ich dachte nach dem Ende von Madeleine, Ignacy und Co. müssten von Rechts wegen irgendwo krepieren. Anscheinend doch nicht. Also kriegt die Festgesellschaft Ärger. Und Dassajew eine blöde Überraschung. Wenigstens gut für Mickiewicz, dass er jetzt mit größerem Enthusiasmus Brouillé ist. Und die Rächer, die schon von vornherein die Täter waren, ist natürlich ein nettes Umkehrspiel mit den klassischen Vendetta-Tropen (Tropi? Tropoi? Wie auch immer). Übrigens verschaffen die drei mir beinahe physisches Unbehagen. Weil es im Grunde abscheuliche Charaktere sind, und Du trotzdem in der Narration so nahe bei ihnen dran bleibst, dass sich das Tarantino-Paradoxon ergibt. Minus die Rule Of Cool.

KAPITEL 74: Duport, der ewige Idealist … oi. Womit wieder einmal bewiesen ist, dass der reine Tor mehr potentiellen Schaden anrichten, und Pläne gründlicher durcheinanderbringen kann als die meisten geübten Intriganten. (For the record: auch wenn Duport nicht gerade das Charisma mit dem Silberlöffel gefressen hat, er ist erfrischend) „Hier macht keiner etwas richtig, das macht mir ein wenig Angst“. Oh, Lorenzo. Aber es stimmt – macht die Herrschaften deutlich unberechenbarer.
Die Momente, in denen sich Mickiewicz zu seinem Magnificent Bastard Potential bekennt, sind auch was schönes. Apropos Perrücke: ich habe mich köstlich amüsiert bei der Szene; im Nachthemd einen tollkühnen Duport einfangen gehen, ist okay, aber Hauptsache man hat Spazierstock und Perrücke mit. Und Du fragst mich, warum ich den Marquis liebe.

KAPITEL 75: Sag, das „um Mensch zu bleiben“-Zitat, worauf spielt das an? Ich weiß, dass es mir in anderer Form schon mal irgendwo untergekommen ist, aber wenn ich noch wüsste, wo … Duport kriegt also wieder einmal die Schuld zugeschoben. Hm. Für ein bisschen grundlegenden Anstand wird man hart bestraft in diesem Roman.

KAPITEL 76: Und der nächste. Steinitz lässt die Damen allein? Entweder ein gutes Zeichen, oder… nicht. Wie die Dinge mittlerweile stehen, setze ich mein Geld auf nicht. Der nachrichtenlose Postillon ist unheimlich – absichtliche Sagenanspielung, oder einfach nur so gelungen?

KAPITEL 77: Lass mich Dir hiermit den Spektakulär Gute Und Vielschichte Charaktere – Preis überreichen. Und dazusagen, wem Du ihn ganz speziell verdankst, brauch ich wohl nicht mehr. =) Und die Serie hat einen weiteren Punkt meiner literarischen Lieblingsliste abgehakt: weiche Schale, harter Kern – Charaktere. Der Marquis ist bewandt in Taktik, entlarvt Dassjew, lässt STELLA in die Falle gehen (und ich dachte, Stella & Lorenzo sind die begabtesten Bastarde in der ganzen Gesellschaft), und zückt die Pistole. BADASS. Aber gut, er war ja Offizier; ich dachte nur bisher, einer von der Sorte, die möglichst wenig mit dem Geschehen in Berührung kommt. Offensichtlich doch nicht. Yay. Ich warte ja nur, was Mickiewicz plant. Der redet mir zuviel zwischen den Zeilen, um zu glauben, dass er NICHTS vorhat. (Random capslock of AWESOME is random.) „Die Seele ist ein langer Fluss. Das hat einmal ein Admiral gesagt. Vielleicht war es auch ein Dichter.“ Ich LIEBE diesen Satz. Und: argh. Duport. Ja, bitte, wir brauchen unbedingt die nächste gutgläubige Trottelei, Monsieur Duport. Wir hatten ja schon so lange keine mehr. (Und Galkin kommt mir ein bisschen vor wie Duport, wenn letzterer sehr früh auf die Dunkle Seite geraten wäre. Oh, dear.)

KAPITEL 78: Die Kapiteleinleitungen mit den Überlegungen zum Kriegerdasein ist toll. Die Szene mit Duport, Stella und dem Marquis auch, ob ihrer Vielschichtigkeit, und erotischen Konnotationen. Und dass Piotr/Galkin/Ignacy nicht wissen was sie eigentlich wollen, hat auch was. Egal. Wir haben ein Gemetzel zu Ende zu lesen.

KAPITEL 79: Lorenzo. Oi! Der stand auf meiner Liste der Personen, die eine Chance haben, den Roman zu überleben, ziemlich weit oben – gemeinsam mit Stella, Madeleine und Mickiewicz. (For the record: von den Top Drei Gefährdeten hat sich zumindest einer schon bewahrheitet. Um Duport und den Marquis bange ich weiter). Übrigens glaube durchaus ich NICHT, dass Mickiewicz durch Piotr den Tod gefunden hat… ich würde wetten, dass es ein gewisser Emile mit seinem Medaillon war. Andererseits trau ich Dir auch zu, dass der Protagonist in einem Nebensatz umkommt. Weil … ja. Aber trotzdem.

Wenn wir schon dabei sind: die Gewaltdarstellungen sind … interessant. Also, die Art wie Du mit ihnen umgehst – vollkommen klinisch. Und selbst wenn sie entsetzlich, grausam und detailliert sind, wird irgendjemand sie lesen können, und sie dabei „cool“, oder spannend finden. Ich glaube nicht, dass sich irgendjemand an der Gewalt in diesem Buch wird ergötzen können; nicht zuletzt, weil sie fast unaufgeregt passiert Und das ist sehr, sehr gut.

Ansonsten: die Santarel-Analogie ist gut … weil jeder die eigenen Dämonen im Gesichtslosen Monster sehen kann. (Auch wenn die Ignacy/Galkin/Piotr Storyline irgendwie … ich kann den Finger nicht drauf legen, wieso genau, aber sie lösen ein bisschen das Gefühl von Monstrum ex Machina aus. Sie kamen, ermordeten Aljechin, stifteten ein bisschen mehr Chaos, und starben. Ich persönlich würde ihren „Beitrag“ zur Geschchte irgendwie verstärken. Aber das läuft alles natürlich auf Geschmackssache hinaus.

Und die Szene mit Duport und dem Marquis – oi. Ja, ja, wir haben’s schon verstanden. Und der Marquis wohl auch. schnief

KAPITEL 80: ES. WAR. SO. KLAR. Naja. Wenigstens hatte er keine geschmacklose Weste an. Und starb als Krieger. Aber trotzdem. Ansonsten: Whoa. Der Abgesang auf Mickiewicz. Und wieder eine Facette Marquis, diesmal in nüchterner Sentimentalität. Falls das geht. Falls Du weißt, was ich meine … Das ist ganz groß. Am berührendsten find‘ ich ja, wie der Marquis unter dem Bett nachschaut, weil… könnt‘ ja doch sein. (UND DANN BEDIENST DU AUCH NOCH MEIN VERDAMMTES LIEBLINGSKLISCHEE. „Es war mir eine Ehre“. Oh. Gott.

KAPITEL 81: OKAY. Doch nicht so klar, wie ich dachte. Willkommen zurück, Marquis.

Aber – und das klingt jetzt vermutlich eher blödsinnig, weil der Marquis mein erklärter Lieblingscharakter in der Serie ist – hege ich gemischte Gefühle. Auf der einen Seite bin ich, jawohl, unglaublich froh, dass er wieder mitmischt, schon allein weil die Dinge mit Marquis erfahrungsgemäß unterhaltsamer sind als ohne. Aber … lass es mich so sagen: Du hast da einen wunderbaren, vielschichtigen, charismatischen Charakter. In den für mich berührendsten Szenen des Romans (wenn nicht der Serie) begegnet er dem Tod in seinen Facetten, nimmt Abschiede, und stellt sich seinem Schicksal – einem Schicksal, das gut, vielleicht kein Heldentod im Kampf ist, aber die Serie dekonstruiert Heldentum doch sowieso links und rechts; und in der „Sterbeszene“ wird er noch ein bisschen menschlicher, wahrer, indem er an die verdammte Kugel denkt, nicht an die Frivolitäten, die er gerne gedacht hätte. Alles unglaublich gut geschrieben, und, ich sagte es schon, sehr nahegehend.

Nur, indem er jetzt wiederkommt, schmälert sich retrospektiv die Kraft dieser Szenen irgendwie für mich; natürlich will ich Dir hier nicht in den Plot hineinquatschen, oder irgendwelche Wertungen abgehen … ich versuch‘ nur, zu beschreiben wie’s mir grad beim Lesen gegangen ist.

Vielleicht hab‘ ich den Fehler gemacht, gestern an der falschen Stelle aufzuhören; vielleicht ist es, wenn man in einem Zug weiterliest, nur eine weitere Wendung, von denen diese Serie sehr viele hat. Aber so – ich mach mich hier jetzt zum Affen, hab ich den Verdacht – wenn ich zulasse, dass Fiktion mich berührt, dann gestehe ich mir auch zu, um fiktive Figuren zu „trauern“. Und irgendwie ist das total irre, merk ich. Sorry.

Ansonsten: Ich vermute, die Kavallerie hängt mit der Nicht-Botschaft des Postillion zusammen – irgendwie; verdammt, jetzt rate ich doch schon wieder mit. Und das Gemälde des Grauens durch Steinitz‘ Augen, das uns die Ungeheuerlichkeit des ganzen rekapituliert, trifft fast härter, als die Kampfhandlungen selbst.

KAPITEL 82: Die Hintergrundgeschichte von Kasparov würde ich straffen; es ist ja nie ganz uninteressant, was die Nebenfiguren motiviert, und hier auch wichtig, aber in epischer Breite mitten im Geschehen, hm. Cleverer Mickiewicz ist, ah, clever. So er es war, der als Diener die Flagge gehisst hat – bevor er die Stufen hinuntergefallen ist, was ihm ähnlich schauen würde. Dieser Bastard von Satzfragment – „Kanonenkugel wird in geschlossenen Raum geschossen und fällt einen Turm hinab“, hat mich, ich gebe alles zu, zum Grinsen gebracht. Du vermischst das Gräßliche und das Groteske schon verdammt gut.

KAPITEL 83: HAH. Ausnahmsweise richtig getippt. Und der letzte Paragraph ist grandios. Schlicht und ergreifend. Ganz, ganz toll. Hier ward die vierte Wand sehr elegant gebrochen.

KAPITEL 84: Ob gut, ob böse, Nebenfigur bleibt Nebenfigur. Und stirbt einen Nebenfigurentod. Und wir haben wieder eine dunkle Schicht Marquis… der schlauste Schachzug war’s wohl nicht. Jetzt hat Dassajew einen Grund mehr, ihn zu hassen – und wie ich Dassajew einschätzt, wiegt die fortgehandelte Ehre sehr, sehr schwer. Oh dear. Wir haben der Komplikationen ja noch nicht genug.

KAPITEL 85: Oh mein Gott. Das „Mickiewicz ist tot“ könnte nach der Nachricht fast prophetisch wirken … zumindest seelisch, zumindest für eine Weile. Arme Ludomila, arme Madeleine. Nein, als hellgrauer Charakter hat man es hier nicht gut. Als dunkelgrauer auch nicht, wohlgemerkt. Man müsste sich halt einrichten, Protagonist zu sein.

EXKURS: Du bekommst in wilder Schüttung Dinge die einfach gesagt werden wollen.

Die Tiret-Reihe bleibt eine meiner Lieblingsromanserien, keine Überraschung hier. Wenn ich ein Ranking machen müsste, dann würde Platz eins an „Brouillé“, zwei an „Penly“, drei an „Tiret“ und vier an „Madeleine“ gehen. (Was nicht heißt, dass mir Madeleine nicht gefällt, aber die Abwesenheit von Monsieur le Marquis lässt sich nicht so schnell aufwiegen.) Wobei ich gerne, offen und ehrlich zugebe, dass Penly von Sprache und Dramaturgie wahrscheinlich der beste der vier Romane ist; aber Brouillé hat eine sehr große persönliche Bedeutung für mich, und damit gebe ich hier jeglichen Anspruch auf, objektiv sein zu wollen. SO.

Die ganze Serie verführt auf drei Ebene: in Sprache, Historie und Charakteren.

Deine Künste im Umgang mit der Sprache, in zeitlich angemessener Leichtigkeit, Schärfe, Zynismus und gerade die richtige Prise Sentimentalität habe ich schon oft angepriesen, aber einmal mehr kann es immer noch erwähnt werden. Du schilderst hier nicht eine Zeit, eine Gesellschaft Du lässt sie mich als Leserin spüren.

Dann, die historische Angemessenheit, in den Details, in den Gesten; auch ohne die Fußnoten wird hier offenkundig wie fundiert, wie exzellent recherchiert das ganze ist – so gut, dass sich zweitweise der innere Historiennerdzensor abschaltet und beschließt, hey, hier haben wir einen Autor, dem wir vertrauen können. 😉

Und natürlich die Charaktere – vielschichtige AntiheldInnen wohin das Auge blickt. Aber dazu kommen wir später.

während die Charakter „von Stand“ zwar alles andere als weiß, oder auch nur hellgrau wären, haben viele von ihnen irgendwelche „redeeming qualities“ – die bei den Figuren aus den unteren Schichten eigentlich durchwegs fehlen (außer, vielleicht bei Galkin). Ich habe die Romanserie nun so aufgefasst, dass der Erzähler sie durch die Augen seiner Zeit (und damit meine ich des vergehenden ancien règimes) filtert, und „dem Volk“ gar keine Chance geben will. Liege ich da ungefähr richtig?

Zum Ende von Penly, noch ganz kurz: es ist ein bisschen so ein Buch, wo man den Plot suchen gehen muss, zwischen all den Handlungsfäden, die da zusammenlaufen; dem Mysterium der Fest inklusive (tolle Auflösung, übrigens). Letzteren hätte ich vielleicht noch etwas mehr Platz eingeräumt, es geht ein wenig unter, bei den ganzen anderen Dingen, die passieren.

Dass die Anjougeschichte in der Schwebe bleibt, finde ich einen sehr spannenden Dreh, gerade weil sich viele LeserInnen vermutlich eine definitivere Lösung erwarten; aber in Kenntnis der Historie …

Was mich hingegen brennend interessieren würde, wäre wie das Verhör ausgeht – aber gleichzeitig kann man von so einer so ungewöhnlichen Romanreihe nicht erwarten, dass sie sich mit einem herkömmlichen Ende zufrieden gibt. Und man will es auch nicht. (Auch wenn ich das Ende nicht ganz verstanden habe… hat der Ball des Duc d’Orleans irgendeinen viel tieferen Sinn, die mir entgeht, oder ist der Marquis tatsächlich sein abschweifenderes selbst?

Und, noch ein Detail: die Souper-Szene wird mir als eine der besten des Romans in Erinnerung bleiben: die Kurzportraits der sterbenden, oder hoffenden Seelen, und die Kunst, tiefe Emotionen unterkühlt zu schreiben. Bravo!

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